Nach der Miss Deutschland Wahl in Bremen war ich so aufgeregt, als ich angesprochen wurde, ob ich denn auf der Fashion Week in Berlin laufen will.
Ich war mir erst unsicher, ob ich vor so vielen Menschen laufen will, da ich das nicht gewohnt war und viel kleiner als die anderen Models war.
Doch der Leiter der Fashionweek bestärkte mich und meinte, dass mein Walk echt super sei, worüber ich mich wirklich gefreut hatte.
Mit der Miss Germany Organisation reiste ich also nach Berlin, um dort bei der Fashionshow im Erika-Heß-Stadion mitzulaufen. Drei Nächte verbrachten wir mit einer Gruppe von Models, Designern und Choreographen in Berlin.
Am ersten Morgen mussten wir im Stadion vor den Designern vorlaufen und sie pickten sich die Models raus, die sie sich am besten in ihren Kleidern vorstellen konnten.
Ich war froh, dass sich gleich zwei Designer für mich interessierten. The Rodnik Band mit den weltbekannten Pop Art Kleidern und die erfolgreiche Designerin Meihui Lui aus London. Ihr Kleider sahen mit den Pastelltönen und den Raffungen wunderschön aus.
Nachdem wir dann den ganzen Nachmittag mit dem Fitting verbracht hatten, war jedes Model mit den passenden Kleidern ausgestattet.
Ich bekam von The Rodnik Band ein echt krasses Kleid, welches eine Waschmaschine darstellen sollte. Durch den stolzen Preis von knapp 2000€, musste ich wirklich vorsichtig mit dem Kleid umgehen. Das war sehr schwer, denn man konnte sich kaum bewegen.
Von Meihui Lui wurde ich in ein traumhaftes Kleid in tollen Creme- und Rosétönen gekleidet. Auch ein Hut und gemusterte Strümpfe gehörten zum Outfit. Jetzt fehlten nur noch die passenden Schuhe. Das stellte sich als großes Problem raus, da mir mit meiner Schuhgröße 36 keines der Schuhpaare dort passte. Nachdem wir alle einige Zeit überlegt hatten, was wir jetzt machen sollten, stellte mir eine Designern, die ebenfalls so kleine Füße hatte, ihre Schuhe zur Verfügung. Ich war wirklich froh darüber.
Die nächsten zwei Tage vor der Show verbrachten wir mit Proben. Außerdem wurde für jeden einzeln das Make-up besprochen. Ich bekam ein natürliches Make-up, während die Gesichter der anderen oft extravagant in Szene gesetzt wurden. Als ich das in meiner Instagram Story gezeigt hatte, wurde ich von vielen von euch angesprochen, ob ich das nicht unfair finde. Doch was viele nicht wirklich wissen ist, dass man als Model nicht so schön wie möglich aussehen muss, sondern dass man eine Art Leinwand für den Designer/Künstler ist. Die Designer wollen ihre Kleidung möglichst gut in Szene setzen und das Model wird angepasst. Es ist nicht das Ziel die Vorzüge des Models zur Schau zu stellen, sondern die Kleidung, das wurde uns auch extra nochmal verinnerlicht.
Mein Walk in dem Waschmaschinen-Kleid sah zum Beispiel alles andere als normal aus, da ich meine Arme ja nicht bewegen konnte, aber genau das wollten die Designer. Das gehörte einfach zu dem Kleid und passte super.
Wir hatten während den Proben kaum Pausen, und wenn, dann mussten wir ganz schnell etwas Essen und Trinken, damit wir genug Energie für den restlichen Tag hatten. Einige Mädels plagten in den Pausen oft über ihre Blasen an den Füßen und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Nach neun Stunden Probe würde es mir auch nicht anders gehen, wenn ich High Heels anhätte, die mir nicht perfekt passten.
Mich erstaunte es außerdem, dass es kaum Zickenkrieg unter den Models gab und sich die Mädels bei den Proben gegenseitig halfen sich zu schminken oder die Haare zu machen. Die Realität war dahingehend viel entspannter, als es zum Beispiel in Sendungen wie Germany´ s Next Topmodel dargestellt wird.
Am letzten Probetag wurde ich gebeten, mit meinem Kleid von The Rodnik Band die Fashionshow zu eröffnen. Meine Aufregung stieg dadurch enorm, da ich ja das erste Mal auf einem richtigen Laufsteg mit einem so prominenten Publikum war. Doch natürlich freute ich mich auch sehr über die Ehre.
Als wir am Abend vor der Show nochmal für die Generalprobe in das Stadion mussten, waren wir alle geschockt. Es waren so viele Stühle zu sehen und die Lichtershow war unglaublich. Auch der beeindruckende Platz für die Kameramänner und das Fernsehen machte die Aufregung nicht gerade besser.
Doch es half alles nichts und wir standen am nächsten Tag wieder um 10 Uhr auf der Matte.
Wir hatten nicht viel Zeit. Es gab einen strengen Plan, wann welches Model ins Make-up und zum Frisör musste. Außerdem mussten bereits zwei Stunden vor der Show alle Mädels in Kleidern hinter der Bühne sein.
Ich war zum Glück recht früh fertig und wartete hinter der Bühne, während ich mich an den zahlreichen Häppchen und Drinks dort bediente. Die Zeit verging dann auch wie im Flug und ehe ich mich versah stand ich auch schon für meinen ersten Walk auf der Bühne.
Ich lief los und war erstaunt wie ruhig und perfekt alles verlief. Ich sah die ganzen Gesichter am Rand des Laufstegs, die ich eigentlich vom Fernsehen kannte, doch ich war plötzlich die Ruhe selbst. Selbstbewusst lief ich über den Steg, zwinkerte hier und da einem Kameramann zu und schließlich war ich wieder hinter der Bühne. Die Mädels klatschten alle, doch ich hatte keine Zeit mich lange zu unterhalten, da ich schnell in mein nächstes Outfit musste.
Jedes Model hatte einen eigenen Kleiderständer und eine Bank, was super praktisch war, denn so konnte ich schon vorher alles herrichten und war jetzt schnell umgezogen.
Und schon startete auch mein letzter Walk, bei welchem wir den Laufsteg entlang tanzen mussten. Ich hatte das Gefühl das dadurch richtig Stimmung aufkam und ich genoss meinen letzten Auftritt in vollen Zügen, während das Publikum im Rhythmus klatschte.
Als ich schließlich wieder hinter der Bühne war und realisierte, dass nun alles vorbei war wurde ich etwas traurig und ich nahm mir vor auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder mitzulaufen.
Die restliche Show durfte ich dann sogar im Publikum sitzen und zuschauen. Besonders hat mich der Auftritt von den Weather Girls beeindruckt, die ihren Hit „It´s raining men“ performten.
Nach der Show durfte ich mit meiner Schärpe dann noch auf den roten Teppich und während mich ein Fernsehteam mit Fragen löcherte, drückten mir andere Firmen Goodiebags mit Werbeprodukten in die Hand. Ich fühlte mich an dem Abend wie einer der Promis am Rand des Laufstegs.
Deshalb war ich am nächsten Tag umso trauriger, als mich die Realität wieder einholte und ich nach Hause musste, weil mein Studium weiterging.
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